Angiographie und Intervention
Angiographie und interventionelle Radiologie
Diese besondere Röntgentechnik bildet große und kleine Blutgefäße ab, ohne dass das Bild durch andere Organe gestört wird. Die Technik heißt digitale Subtraktionsangiographie. Die anderen Organe können ausgeblendet (subtrahiert) werden, so dass auch kleinste Gefäße sehr genau zu sehen sind. Mit der Angiographie können wir die Ursache von Gefäßbeschwerden erkennen.
Unter Bildsteuerung wie bei der Computertomographie (CT), oder Magnetresonanztomographie (MRT) werden therapeutische Eingriffe wie Entnahme von Flüssigkeiten (Punktionen) und Entnahme von Gewebeproben (Biopsien) vorgenommen. Des Weiteren lassen sich Tumorbehandlungen und Gefäßeingriffe durchführen. Die zielgenaue Schmerztherapie bei Wirbelsäulen- und Bandscheibenbeschwerden rundet das Spektrum der interventionellen Radiologie ab. Im September 2016 wurde im Klinikum Crailsheim mit dem Artis one von SIEMENS eine Angiographieanlage der neuesten Generation in Betrieb genommen.
Die Aufdehnung einer Verengung (Stenose) eines Blutgefäßes wird in der Fachsprache PTA (Perkutane Transluminale Angioplastie) genannt. Durch Punktion (Einstich mit einer Kanüle) eines oberflächennahen Blutgefäßes, meist der Leistenarterie, wird ein kleiner äußerer Zugang geschaffen (perkutan = durch die Haut); dann werden kleine Instrumente wie z. B. ein Ballonkatheter unter Röntgendurchleuchtung durch die Blutgefäße (transluminal) bis an die Stenose vorgeschoben. Die Stenose wird dann aufgedehnt und somit der normale Zustand des Blutgefäßes wiederhergestellt (Angioplastie). Nach Beendigung des Eingriffs wird der Ballonkatheter dann wieder entfernt.
Ein zu einem kleinen Durchmesser zusammengefalteter, nicht gefüllter Ballon, der an der Spitze eines Katheters befestigt ist, wird in der Engstelle (Stenose) des zu behandelnden Gefäßes platziert und dann dort zu seinem vorgegebenen Durchmesser aufgedehnt. Durch die Aufdehnung werden die verengenden Ablagerungen zur Seite gedrückt, wodurch das Lumen (innerer Hohlraum) des Gefäßes sich vergrößert und wiederhergestellt wird.
Ballonkatheter gibt es, entsprechend ihrem Einsatzbereich, aus verschiedenen Materialien, in verschiedenen Formen und Größen. Im zusammengefalteten Zustand sind sie meist nur zwischen 1,6 und 2,3 mm dick, und sie erreichen eine Maximalgröße zwischen 2 und 10 mm im aufgedehnten Zustand.
Die PTA ist heute eine Routinemaßnahme im Bereich der Interventionellen Radiologie, mit der so gut wie alle Blutgefäße behandelt werden können. Aufgrund langjähriger Erfahrungen mit dieser Behandlung konnten fundierte Ergebnisse bzgl. der Erfolgsaussichten für verschiedene Formen der Erkrankung gesammelt werden.
Ein Stent ist ein bioverträgliches, aus feinen Metallfäden oder -streben beste-hender Schlauch bzw. Geflecht aus sehr dünnem Draht, der in ein Blutgefäß implantiert wird und dort von innen her die Wand stützt, also sozusagen wie ein "inneres Korsett" wirkt. So kann ein verengtes Blutgefäß erweitert und of-fengehalten werden.
Für die Einführung in das verengte Blutgefäß ist der Stent klein. Wenn er in der Stenose platziert ist, wird er freigesetzt, wobei er sich entweder von alleine aufdehnt oder mittels eines Ballons aufgedehnt wird (Ballondilatation). Der an der inneren Gefäßwand anliegende Stent wächst dann im Laufe von Wochen bis Monaten in die Gefäßwand ein.
Die Technik der Stentimplantation wurde in den 80er-ahren entwickelt und kam zunächst ausschließlich als zusätzliches Verfahren zur PTA zum Einsatz, wenn eine vorhergehende Ballondilatation nicht den gewünschten Erfolg hatte. Durch einen Stent kann ein ungenügendes PTA-Ergebnis meist verbessert bzw. das Ergebnis gesichert werden. Auch heute noch wird in den meisten Fällen zuerst die Ballondilatation versucht. In speziellen Fällen empfiehlt es sich jedoch, einen Stent ohne vorhergehende Ballondilatation zu implantieren, wobei man dann von einer "primären Stent-Implantation" spricht.
Heute gibt es viele verschiedene Stent-Fabrikate, die sich hinsichtlich spezifischer Eigenschaften voneinander unterscheiden: verwendetes Metall (Tantal, rostfreier Stahl, Nickel-Titan-Legierung Nitinol), Sichtbarkeit unter Röntgendurchleuchtung, magnetische Eigenschaften, Flexibilität, Expansionskraft, Druckresistenz, Freisetzungsmechanismus (ballonaufdehnbar oder selbstaufdehnend) etc. Entsprechend ihrem Einsatzbereich kann unter ihnen das geeignete Fabrikat ausgewählt werden.
Im Allgemeinen sind Stents eine offene Maschenkonstruktion. Für spezielle Erkrankungen wie z. B. ein Aneurysma (Aussackung eines Blutgefäßes) wurden bedeckte Stents (Stent-Grafts) entwickelt, die das Blutgefäß im sackförmig erweiterten Bereich auf seine normale Größe reduzieren.
Die Stent-Implantation ist heute eine Routinemaßnahme in darauf spezialisierten Kliniken. Aufgrund langjähriger Erfahrungen mit der Stenttherapie vor allem an Becken-, Bein- und Nierenarterien konnten umfangreiche Statistiken angelegt werden, die die Erfolgsaussichten für verschiedene Formen der Erkrankung und für verschiedene Nachbehandlungsmethoden aufzeigen.
Wenn ein Blutgefäß durch ein großes Blutgerinnsel (Thrombus) verschlossen wurde, kann es mit Medikamenten, die den Thrombus auflösen (Thrombolytika/Fibrinolytika), wiedereröffnet werden (Thrombolyse/Fibrinolyse). Das Medikament wird ins Blutgefäßsystem gegeben, entweder durch eine Infusion in die Armvene (systemische Therapie), oder über einen Katheter direkt in das verschlossene Blutgefäß (lokale Therapie). Die lokale Lyse hat gegenüber der systemischen Lyse den Vorteil, dass das Medikament in einer hohen wirksamen Konzentration direkt am Thrombus seine Wirkung entfalten kann. Die Gefahr von Blutungen an anderen Stellen des Körpers wird dadurch erheblich verringert. Die Katheter-Lyse ist ein interventionell-radiologisches Behandlungsverfahren und wird im Folgenden beschrieben.
Bei thrombotischem Verschluss z. B. einer Becken- oder Oberschenkel-Arterie wird eine Leisten-Arterie punktiert und unter Röntgendurchleuchtung ein Katheter durch das Blutgefäß bis an den Thrombus vorgeschoben und falls möglich sogar in den Thrombus hinein. Durch den Katheter wird dann das Medikament gegeben, das den Thrombus auflöst. Zur Kontrolle des Behandlungserfolges werden Angiographien (Gefäßdarstellung mit Kontrastmittel) angefertigt und der Lyse-Katheter jeweils ein Stück weiter vorgeschoben, bis das Blutgefäß wieder durchgängig ist. Je nach der Ausdehnung des thrombotischen Verschlusses kann es bis zu 24 Stunden dauern, bis das Blutgefäß wiedereröffnet ist. Da auch bei der Katheterlyse-Therapie ein Risiko für Blutungskomplikationen besteht, wird der Patient während dieser Zeit intensivmedizinisch überwacht. In vielen Fällen wird durch alleinige Lyse keine vollständige Wiedereröffnung erreicht, da dem Gefäßverschluss oft eine durch Arteriosklerose bedingte Verengung zugrunde liegt. Diese wird dann mittels Ballondilatation und eventueller Stent-Implantation beseitigt.