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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Notfall - und jetzt?

Wer sich verletzt hat oder unter akuten Beschwerden leidet, sucht oft hilflos nach der richtigen Anlaufstelle. Zentralen könnten Orientierung schaffen. Doch dagegen gibt es Widerstände.

„So kann es in den Notaufnahmen nicht weitergehen“, sagt Matthias Helm, Leiter der Notfallmedizin am Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Soll ein Patient mit seinen Beschwerden zum Hausarzt gehen oder in die kassenärztliche Notfallambulanz? Soll er den Rettungsdienst rufen oder selbst ins Krankenhaus fahren? Ein Laie kann meist nicht feststellen, welche Anlaufstelle für ihn in der jeweiligen Situation die richtige ist. Daher fordert Helm, Zentralen einzurichten, die Patienten an die Hand nehmen und sie durch das komplizierte medizinische Versorgungssystem schleusen. Experten sprechen von einer „sektorenübergreifenden Lösung“.

Ziel solcher Einrichtungen ist es, zunächst Notfälle von Patienten mit weniger schweren Leiden zu trennen. Helm plädiert für eine Anlaufstelle mit einer einzigen Telefonnummer, von wo aus die Patienten in die im Einzelfall passenden Bereiche geschickt werden. Hier könnten auch gleich Termine vergeben werden.
„Die Dreiteilung des Systems in niedergelassene Ärzte, KV-Ambulanz und stationäre Aufnahme im Krankenhaus ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Bernhard Kumle, Chef der Notaufnahme an der Schwarzwald-Baar-Klinik in Villingen-Schwenningen. Er würde am liebsten das Nebeneinander der konkurrierenden Einrichtungen beenden und an der Notaufnahme eine Einrichtung schaffen, die eine Vorprüfung vornimmt.

Der Umgang mit den Patienten müsse nach medizinischen Notwendigkeiten entschieden werden, nicht nach finanziellen, fordert Kumle. Dass zwischen den Kliniken und den Praxen niedergelassener Ärzte eine unsichtbare Mauer entstanden ist, hat der Sachverständigenrat der Bundesregierung 2018 in einem Gutachten festgestellt.

„Die Niedergelassenen jammern, dass die Kliniken ihnen die Patienten wegnehmen“, sagt Helm. Dass manche kleineren Kliniken ihre Notfallaufnahme auch dazu nutzen, ihre Krankenhausbetten zu füllen und damit die Finanzierung des Krankenhauses zu sichern, sei nicht auszuschließen. „Aber wir sind froh über jeden Patienten, den wir entlassen können“, sagt Kumle.


Geschäft mit Defizit

Martin Kulla aus der Ulmer Bundeswehrklinik versichert: „Rein rechnerisch ist das Notaufnahmegeschäft defizitär, wenn man es allein betrachtet.“ Denn der Aufwand im Krankenhaus ist in aller Regel höher: „Wenn sich jemand den Kopf anschlägt und zum Hausarzt geht, bekommt der sehr wenig Geld für die Behandlung. Wenn der Patient zu uns kommt, machen wir ein Computertomogramm, um eine Gehirnblutung auszuschließen, ein Augenarzt und ein Chirurg kommen dazu.“ Bezahlt wird diese Leistung jedoch wie im niedergelassenen Bereich, weil es die Notaufnahme abrechnungstechnisch nicht gibt. „Aber ein Drittel der Menschen geht in die Notaufnahme.“

Notwendig sei dieses Vorgehen trotzdem, sagt Helm. Das ist für ihn eine Frage der Daseinsfürsorge. „Was ist uns das wert? Welcher Mensch fragt, ob die Feuerwehr Gewinn macht“

Kumle begrüßt die auf Bundesebene beschlossene Weiterbildung für Fachärzte in Notaufnahmen. „Die Bundesländer müssen schauen, dass sie das umsetzen.“ In Baden-Württemberg soll es in ein bis zwei Jahren soweit sein. „Was mich stört“, sagt Helm, „ist das ständige Gegeneinander der einzelnen Bereiche. Wenn man die Sektoren des Gesundheitssystems sinnvoll verknüpft, dann ist das im Sinne der Patienten.“

Hohenloher Tagblatt / Magazin / 25.08.2018 / Willi Böhmer

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