Klinikum Crailsheim

Abgeordnet, angefragt: Immer mehr Hebammen geben ihren Beruf auf. Was kann das Land tun, um Frauen auch künftig eine freie Wahl der Geburtshilfe zu ermöglichen?

Jutta Niemann: „Eine gute Versorgung rund um die Geburt sind für Frauen- und Kindergesundheit unverzichtbar. Aber wegen oft schwierigen Arbeitsbedingungen und geringer Vergütung geben immer mehr Hebammen ihren Beruf auf, Kreißsäle müssen schließen, Frauen finden keine Hebamme zur Nachsorge.

Dieses Problem müssen wir konsequent auf allen politischen Ebenen angehen. Die grün- schwarze Landesregierung hat vereinbart, eine flächendeckende Versorgung mit Hebammenhilfe im ganzen Land sicherzustellen und sich im Bund für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Hebammen einzusetzen. Die grüne Sozial-Staatssekretärin Bärbl Mielich hat den Runden Tisch Geburtshilfe Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Erstmals sitzen dabei alle Akteurinnen der Geburtshilfe an einem Tisch. Der erste Schritt war eine Analyse zur Zahl und Situation der Hebammen im Land. Darauf aufbauend werden jetzt konkrete Maßnahmen zur Verbesserung erarbeitet.

Begleitend habe ich ein Fachgespräch zum Thema Geburtshilfe in Stuttgart organisiert. Dabei wurden auch Best Practice-Beispiele vorgestellt, etwa wie eine Klinik die Kaiserschnittrate senken kann. Aber es ist derzeit finanziell schlechter für eine Klinik, natürliche Geburten zu unterstützen. Das muss sich ändern. Um die Arbeitsbedingungen der Hebammen und die Versorgung von Mutter und Kind grundsätzlich zu verbessern, muss die Bundesregierung deshalb endlich verbindlich festlegen, in welchen Phasen der Geburt eine Hebamme nur für eine Gebärende da sein darf, also eine 1:1-Betreuung gewährleistet ist. Aktuell betreuen Hebammen wegen Personalmangel oft mehrere Gebärende gleichzeitig und sind überlastet.

Klar wurde bei dem Fachgespräch: dieses Thema geht uns alle an, und wir müssen gemeinsam an Lösungen arbeiten.“

Haller Tagblatt / Hohenloher Tagblatt / Rundschau Gaildorf / 19.05.2018