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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Vom Urlaub direkt zum Test

Pandemie Seit Mittwoch ist der „Corona-Drive-in“ auf dem Gelände der Straßenmeisterei Michelfeld wieder in Betrieb. Viele Reiserückkehrer lassen sich testen.

Angekündigt war die erneute Öffnung der Corona-Abstrichstelle für 18 Uhr am Mittwoch. Doch die ersten Fahrzeuge mit Menschen, die sich testen lassen wollten, stehen schon um halb fünf auf dem Hof der Straßenmeisterei Michelfeld. Dr. Elisabeth Koerber-Kröll und Sven Kasimir von der DRK-Bereitschaft sind zu diesem Zeitpunkt noch damit beschäftigt, alles einzurichten. In einer Garage stehen die Tests, Einweg-Schutzkleidung, das Einlesegerät für die Krankenkassenkarten und weiteres Material bereit. „Wir haben alles hier eingelagert, nachdem die Abstrichstelle Mitte Juni geschlossen wurde“, sagt Dr. Koerber-Kröll. Dann kümmert sie sich noch vor 18 Uhr um das erste Ehepaar, das sich testen lassen will.

Immer mehr Autos fahren auf den Hof der Straßenmeisterei. Sven Kasimir geht die Fahrzeuge ab und lässt sich Überweisungen und Karten geben. Zurück in der Garage kümmert er sich um das ganze bürokratische Drumherum. „In der ersten Zeit der Abstrichstelle war ich 60 Tage im Einsatz“, erzählt der Ehrenamtler aus Gnadental. Dann beschriftet er ein weiteres Röhrchen, in dem der Abstrich, den Dr. Koerber-Kröll zuvor aus Mund und Nase entnommen hat, zum Transport verstaut wird. „Abends kommt ein Bote und bringt die Abstriche ins Labor nach Ettlingen“, so Kasimir.

Vor allem Reiserückkehrer nutzen die Gelegenheit, sich am Mittwoch testen zu lassen. „Wir waren in Österreich und sind direkt von der Autobahn hierhergefahren“, erzählt ein Familienvater im urlaubsbepackten Kombi. Zwei befreundete Ehepaare in einem SUV waren in Kroatien. „Wir sind extra zwei Tage früher zurückgefahren, um uns testen zu lassen“, sagt die Fahrerin. „Wie gehen Sie jetzt weiter vor“, will Dr. Koerber-Kröll von ihr wissen. Bis zum Testergebnis wollen die vier zu Hause bleiben, lautet die Antwort. Die Medizinerin nickt, „so ist das richtig“. Dann hört sie aus einem Auto hinter dem SUV ein Husten. „Der ist richtig hier“, meint die Vorsitzende der Kreisärzteschaft. Sie geht zurück zur Garage, um die Einweghandschuhe zu wechseln. Denn für jeden einzelnen Abstrich braucht sie neue Handschuhe.

Bund und Land zahlen

Der Behälter für die gebrauchten Handschuhe füllt sich stetig an diesem Abend. Ebenfalls vor Ort ist Dr. Pascale Welisch, die Leiterin des Gesundheitsamts des Landkreises Schwäbisch Hall. „Abstriche nach Bundes- und Landesteststrategie oder -pflicht werden über die Kassenärztliche Vereinigung abgerechnet und von Bund oder Land erstattet. Und das unabhängig von der Herkunft und dem Versicherungsstatus der Person“, erklärt Welisch. Bei Reiserückkehrern gelte dies bis 72 Stunden nach Einreise und bei Lehrern und Erziehern bis zum 30. September bis zu zwei Mal.

Dr. Koerber-Kröll hat eine differenzierte Meinung zum Thema kostenlose Tests. „Das ist politisch so gewollt. Richtig finde ich das persönlich nicht“, sagt die Medizinerin. Der Test sollte für Reiserückkehrer kostenpflichtig sein. Wer nach dem Urlaub blank und mittellos heimkomme, könne ja im Einzelfall einen Kostenübernahmeantrag stellen. Sie habe auch gerade Urlaub, verbringe ihn aber zu Hause.

Während der Hohenlohekreis seine mobilen Abstrichstellen noch nicht wieder reaktiviert hat, will man im Landkreis Hall auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass wir das Drive-in erst im Herbst wieder öffnen“, sagt Dr. Koerber-Kröll. „Die Infektionszahlen steigen wieder an und viele kommen aus dem Urlaub zurück. Deshalb ist es leider jetzt schon wieder nötig“, ergänzt Dr. Welisch.

Fünf Prozent akut erkrankt

Tags drauf kann Dr. Koerber-Kröll ein erstes Fazit ziehen. „Wir haben 36 Tests gehabt“, sagt sie. Sie schätzt, dass davon etwa fünf Prozent akut erkrankt waren. 20 Prozent seien Lehrer und pädagogisches Personal gewesen, der Rest wie erwartet Reiserückkehrer: „Und davon waren die meisten nicht einmal in Risikogebieten.“ Sie hätten sich zur Sicherheit freiwillig testen lassen. „Mit diesem Andrang haben wir am ersten Tag nicht gerechnet“, sagt Dr. Koerber-Kröll. Gut zu tun hätten sie und ihr DRK-Helfer bis kurz vor acht gehabt – und das bei hochsommerlichen Temperaturen verpackt in Schutzkleidung und Maske.


Öffnungszeiten können bei Bedarf angepasst werden

Zwischen dem 19. März und dem 12. Juni sind im „Corona-Drive-in“ in Michelfeld insgesamt 1400 Abstriche genommen worden:  Im März waren es 330, im April 550, im Mai 400 und im Juni 90. „Nach einer vorsichtigen Schätzung war etwa jeder zehnte Test positiv“, sagt Dr. Elisabeth Koerber-Kröll, Pandemie-Beauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für den Landkreis Schwäbisch Hall.

Der Drive-in ist mit einem Arzt – gestellt von der Kreisärzteschaft und der KV – sowie ein bis zwei Helfern des DRK-Kreisverbands besetzt. Mitarbeiter der Straßenmeisterei richten vor der Öffnung den Parcours für die Autoschlange. Infiziert hat sich keiner der Mitarbeiter.

Zurzeit ist der Drive-in unter der Woche von 18 bis 19.30 Uhr geöffnet. Auf eine Anpassung der Öffnungszeiten – auch im Wochenende – ist man vorbereitet.

Noch nicht wieder geöffnet ist der Drive-in in Crailsheim. Menschen aus dem Raum Crailsheim, die sich testen lassen wollen oder müssen, können nach Michelfeld fahren oder sich an eine Corona-Schwerpunktpraxis wenden. Den Kontakt stellt die integrierte Leitstelle unter Telefon 116 117 her. noa

HALLER TAGBLATT / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 21.08.2020 Von Norbert Acker  

Dr. Elisabeth Koerber-Kröll nimmt einen Abstrich aus der Nase. Dabei geht sie sehr behutsam vor.
Foto: Ufuk Arslan
Dr. Elisabeth Koerber-Kröll nimmt einen Abstrich aus der Nase. Dabei geht sie sehr behutsam vor.
Foto: Ufuk Arslan