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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Hausbesuche

Geburtshilfe Zum heutigen Internationalen Hebammentag ein Blick auf einen Beruf, der von Nähe lebt, aber in Corona-Zeiten  gezwungenermaßen Distanz wahren muss. So gut es eben geht.

2020 sollte das Jahr der Hebammen sein: Im Land eine akademische Ausbildung, im Landkreis eine Hebammenzentrale, hatte sich Hebamme Anna-Lena Schüll aus Crailsheim gefreut. Doch dann kam Corona und alles kam anders. „Es ist nicht so, dass die Mütter und ihre Kinder nicht belastet sind“, sagt Susanne Otter, Kreisvorsitzende des Hebammenverbandes, „auch wenn es heißt, das Virus sei für Kinder und junge Erwachsene in der Regel ungefährlich. Man weiß einfach noch zu wenig.“ Sie habe von einem Säugling aus dem Landkreis gehört, der sich am Vater mit Covid-19 angesteckt hatte. „Es hatte Fieber. Die Mutter hatte nichts.“

Veränderte Umstände

Doch nicht nur Mütter und Kinder sollten sich vor dem Virus in Acht nehmen. „Wir haben ältere Hebammen oder solche, die zu Hause Angehörige pflegen. Die sind direkt Zielgruppe.“ Auch sie müssen sich auf die veränderten Umstände einstellen.

Deshalb tragen Hebammen bei Hausbesuchen zurzeit immer Mundschutz und Handschuhe und halten so viel Abstand zu Mutter und Kind wie möglich. Otter: „Das ist bei Untersuchungen natürlich nicht so einfach.“ Hausbesuche werden ausgesetzt oder per Videoschaltung geführt.

„Aber das ersetzt die persönliche Begegnung nicht“, sagt Susanne Otter. „Wenn man das Kind direkt sieht, fallen einem Dinge schon sehr früh auf.“ Bei einer beginnenden Neugeborenengelbsucht etwa sehen die Hebammen sofort, was Sache ist. „Dabei denkt die Mutter da oft noch, dass das Kind aber eine schöne gesunde Gesichtsfarbe hat.“ Doch das ist nicht das einzige Problem, das die Hebammen derzeit haben. Denn ohne Hausbesuche gibt es keine Vergütung, weshalb für Hebammen derzeit wichtige Einnahmen wegfallen – und das bei ohnehin hohen Kosten wie zum Beispiel für Versicherungen. Darauf hat auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Jutta Niemann in einer Pressemitteilung zum Internationalen Hebammentag aufmerksam gemacht. So dürften Hebammen zwar keine Vorsorgekurse mehr geben, aber die Mieten für die Kursräume blieben. Auch Schutz und Hygiene kosten. Jutta Niemann: „Es muss geklärt werden, wie die notwendige Schutzausrüstung finanziert, wie der Aufwand für einen höheren Hygienestandard berücksichtigt wird. Und wie Müttern, Kindern und den Hebammen über vermehrte Testung Sicherheit gegeben werden kann. Ziel ist es, dass die Hebammen möglichst viel direkten Kontakt haben können.“

Direkte Beziehung fehlt

Doch das alles sind die eher „technischen“ Probleme, die die Hebammen derzeit haben. Belastend für sie ist auch, durch den Abstand keine direkte Beziehung zu Mutter und Kind aufbauen zu können. „Und ganz belastend ist es, wenn eine Mutter an Covid-19 erkrankt ist und zum Schutz des Kindes beim Stillen eine Maske aufhaben muss. Denn das Baby muss für das ,bonding‘ das Gesicht der Mutters sehen“, erklärt Susanne Otter. Allerdings, das weiß sie – und das wissen alle anderen Hebammen auch: Wenn bekannt ist, dass eine Mutter an Covid-19 erkrankt ist, kann sich die Hebamme schützen. Und dann kann auch das Kind geschützt werden. „Viel problematischer ist es, wenn die Krankheit unerkannt ist.“

Hebamme Manuela Schmelzle ist vorbereitet

Bislang gab es noch keine Schwangere im Landkreis, die an Covid-19 erkrankt war. Hätte es eine gegeben, hätte Hebamme Manuela Schmelzle (Schwäbisch Hall) sich um sie gekümmert. Sie hat sich freiwillig dazu bereit erklärt – was aller Ehren wert ist. Vor dem Virus habe sie keine Angst. „Ich bin vergleichsweise jung und habe keine Familie. In so einer Situation entscheidet man das leichter.“

Für den Fall der Fälle ist sie vorbereitet. „Ich habe schon alles besorgt. Masken, Schutzkleidung, Handschuhe. Nur eine Brille fehlt mir noch.“ Der Hebammenverband empfiehlt, von Covid-19 betroffene Mütter am Ende einer Tour zu besuchen. „Am besten wäre natürlich, ich würde dann niemand anders sonst betreuen“, sagt Manuela Schmelzle. Aber ob das machbar ist, weiß sie noch nicht. „Es ist ja auch eine finanzielle Frage.“  uts

HALLER TAGBLATT / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 05.05.2020 Von Ute Schäfer  

Susanne Otter, Kreisvorsitzende des Hebammenverbandes, muss in Corona-Zeiten zum Neugeborenen Abstand halten und Mundschutz tragen. 
Foto: privat
Susanne Otter, Kreisvorsitzende des Hebammenverbandes, muss in Corona-Zeiten zum Neugeborenen Abstand halten und Mundschutz tragen.
Foto: privat