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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Es gibt auch Anlass, stolz zu sein"

Politik Der FDP-Landtagsabgeordnete Stephen Brauer aus Crailsheim macht sich Gedanken zur Corona-Krise und zur Zeit danach. Er zeigt Beispiele auf, wie man der Pandemie etwas Positives abgewinnen kann.

Dass er seine Covid-19-Erkrankung kürzlich via Facebook öffentlich machte, hat Stephen Brauer neben sehr, sehr vielen Genesungswünschen auch Kritik eingebracht. „Ich wollte keine Panik machen, sondern nur zeigen, dass es auch jüngere und gesunde Menschen mit 49 treffen kann“, sagt der FDP-Landtagsabgeordnete in der Rückschau und fügt hinzu: „Ich gehe nicht so gerne ins Krankenhaus und kriege schlecht Luft.“

Behandelt wurde er im Klinikum Crailsheim. Dort fühlte er sich „medizinisch optimal betreut“, wie er betont. Brauer bekam zusätzlich Sauerstoff, beatmet werden musste er nicht. Mittlerweile gilt er als genesen. „Für mich persönlich ist das Thema durch, politisch wird es uns noch sehr lange beschäftigen.“

Da das Land gerade auf Basis von Notverordnungen regiert werde und er als Oppositionspolitiker selbst bei Wirtschaftsthemen kaum durchdringen könne, habe er sich „ein paar grundsätzliche Gedanken“ zur Corona-Krise und zur Zeit danach gemacht. Sein Text kommt per E-Mail und ist mit „Corona – Unser neuer Sputnik-Schock“ überschrieben.

Natürlich gebe es auch in der Krise etwas zu kritisieren, das sei ja sein Job als Oppositionspolitiker. Fehler seien bei der Kommunikation der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus, bei der Informationen der Bevölkerung und bei der Vorratshaltung von Schutzausrüstungen gemacht worden, schreibt Brauer. Ebenso anführen könne man die Regelungen für den Einzelhandel, die Begrenzung der Soforthilfen auf Unternehmen unter 50 Mitarbeiter und widersprüchliche Aussagen mancher Behörden zu Quarantäneregelungen.

Darüber dürfe man aber eines nicht vergessen, so Brauer weiter: „Der verantwortungsvolle Umgang der Menschen mit der Gefahr, ohne dabei in Panik zu verfallen, ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann.“ Er denkt dabei an die vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Sie würden deutlich machen, „dass unsere Zivilgesellschaft auch in der Krise funktioniert“. Und dann sei da noch das medizinische Personal, das die zusätzlichen Belastungen und die Zumutungen am Arbeitsplatz „zum großen Teil mit stoischer Gelassenheit ertragen“ habe.

„Es gibt also auch Anlass, stolz zu sein auf unser Land, seine Menschen, seine Verwaltung und seine Unternehmen, die zusammen mit den Mitarbeitern das Beste aus der Situation machen“, findet Brauer. Er fragt sich: Welche Erkenntnisse lassen sich über eine künftige Pandemie-Bewältigung hinaus aus der Krise ziehen, die zu Verbesserungen in anderen Bereichen führen?

Riesiger Nachholbedarf

Stichwort Digitalisierung. Es sei offensichtlich, dass weder Lernplattformen für Schüler und Studierende noch Homeoffice-Lösungen für Arbeitnehmer flächendeckend funktionierten. „Corona hat uns gezeigt, dass wir hier riesigen Nachholbedarf haben.“ Ein weiteres Beispiel seien die globalen Wertschöpfungsketten: „Der Kampf um die Schutzmasken und der folgende Aufbau eigener Produktionskapazitäten in Deutschland ist exemplarisch für die Störanfälligkeit eines weltweit vernetzten Wirtschaftssystems.“ Brauer glaubt, dass die internationalen Beschaffungswege sowie das Zusammenspiel der Liefer- und Produktionsketten in wichtigen Bereichen wie bei der Produktion von Medikamenten auf den Prüfstand kommen. Was die Corona-Krise aber auch zeige: „Die internationale Solidarität hat buchstäblich ihre Grenzen.“ Ein Lichtblick sei die Europäische Union gewesen. Trotz des Streits um Eurobonds hätten sich die Mitgliedstaaten im medizinischen Bereich und in finanzieller Hinsicht geholfen.

In der Krise steckt eine Chance

„Ich will hier nicht das Ende der Globalisierung beschwören und einer Renationalisierung der Wirtschaft das Wort reden“, schreibt Brauer noch. Am Telefon fügt er später diesen Satz hinzu: „Meine Hoffnung ist die, dass Europa in der Krise zusammenwächst, sich gegenseitig hilft.“ In der Krise stecke die Chance auf einen Neustart: „Eine Konzentration bestimmter sicherheitsrelevanter Bereiche innerhalb unseres gemeinsamen Binnenmarktes und innerhalb unserer politischen Union ist unabdingbar.“

Für Brauer sind Digitalisierung und Reintegration der EU Beispiele dafür, „wie wir der Pandemie etwas Positives abgewinnen können“. Er vergleicht es mit dem Sputnik-Schock. Der Start des ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik 1 durch die Sowjetunion anno 1957 hätte zu einer beispiellosen Bildungsinitiative geführt. Und Corona könnte jetzt der Auslöser für eine Modernisierung der Gesellschaft und für eine Stärkung der EU sein.

HOHENLOHER TAGBLATT / 23.04.2020 Von Jens Sitarek

"Welche Erkenntnisse lassen sich über eine künftige Pandemiebewältigung hinaus aus der Krise ziehen, die zu Verbesserungen in anderen Bereichen führen?", fragt sich FDP-Politiker Stephen Brauer.
Foto: privat